Wild and Wonderful / A Journey Through Sweden's Småland"

Schwedens Småland: Ein Name, der wie ein süßes Geheimnis über den Lippen huscht. "Kleinland", direkt übersetzt, könnte es nicht treffender sein, und doch wird man hier im echten Norden von der Großzügigkeit der Natur überwältigt. Willkommen in einer Welt, die sich zwischen saftig-grünen Wäldern und glitzernden Seen, zwischen Tradition und Moderne, erstreckt…

Text und Fotos: Lars Jacobsen

„Pack die Wanderschuhe und die Kamera ein“, hieß es, als die Einladung vom Tourismusverband ins Haus flatterte. „Denn in Småland ist das Abenteuer immer nur einen Schritt entfernt“. Und wie wahr dieser nette PR-Spruch sein sollte! Diese schwedische Region öffnet dir nicht nur die Türen zu unberührten Naturschätzen, sondern man wird zum Teil eines lebendigen Gemäldes, das sich aus Seeadlern, riesigen Wäldern, traumhaften Küstenlandschaften und herzlichen Einheimischen zusammensetzt.

Man merkt es sofort, die Natur ist in Småland der Hauptdarsteller. Das Spiel beginnt bereits in den frühen Morgenstunden, wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die Oberfläche der vielen glitzernden Seen treffen. Das Wasser ist so klar, dass es fast so wirkt, als könne man bis zum Grund blicken, wo einheimische Fische ihre eigenen kleinen Abenteuer erleben. Ringsum breiten sich saftig-grüne Wälder aus, die so dicht und unberührt sind, dass sie wie eine grüne Decke die Landschaft überziehen. Laub- und Nadelbäume stehen hier in einer harmonischen Mischung und sind Heimat für eine Vielzahl an Tieren. Da schwingt sich plötzlich ein Seeadler in die Lüfte. Mit seinen scharfen Augen späht er nach einer möglichen Beute, während er majestätisch seine Kreise zieht.

Doch fangen wir von Anfang an: Willkommen in Älmhult. Nach einer bequemen Zugfahrt von Hamburg aus erreichte ich und eine kleine Truppe an  ebenfalls eingeladenen Reisejournalisten wenige Stunden später Älmhult, wo wir von Cathrine Rydström von Destination Småland in Empfang genommen werden und uns zum Getnö Lake Åsnen Resort fährt. Dieser weitläufige Campingplatz liegt idylisch am Rand eines Nationalparks. Neben klassischen Campingplätzen für Wohnmobile findet man moderne, gut ausgestattete Hütten, die eins mit der Natur sind. „Willkommen im Naturparadies!", strahlt Ingrid Olsson, die Besitzerin des Resorts, mir bei der Ankunft entgegen. Und ein Paradies ist es wirklich – ein Anwesen, das bis in die Wikingerzeit zurückreicht. Man hat hier eine nachhaltige Vision; die Sonnenkollektoren auf den Dächern sind ein stummes Zeugnis dafür.

"Vielleicht habt ihr ja Glück und entdeckst eines unserer 'Åsnen Big Five'", grinst Ingrid. Der Åsnen Nationalpark ist Schwedens jüngster und beheimatet die sogenannten "Åsnen Big Five": Fischadler, Elch, Schwarzhalstaucher, Kranich und Seeadler.

Das Abendessen findet im Hauptgebäude statt, das auch ein Café und eine gemütliche Kneipe beherbergt. Und was steht auf dem Menü? Lokale Köstlichkeiten aus den Wäldern rund um Getnö. Also, wer schon immer mal wissen wollte, wie die Wälder Smålands schmecken – hier bekommt ihr die Antwort!

Nach dem Essen nutzte ich die Zeit, um das Gelände zu erkunden. Ein kurzer Abstecher zum Seeufer zeigte einen atemberaubenden Sonnenuntergang. Und Kayaks und Kanus stehen auch bereit!

Småland erfüllt jetzt schon alle Klischees von Schweden: Überall Spuren von Elchen, saftige Blaubeeren und Preiselbeeren, und ja, auch IKEA und Astrid Lindgren kommen hier her. Ein echtes Highlight war ein Zitat von Ingrid Olson: "Ich finde es eine Schande, dass Astrid nie einen Literatur-Nobelpreis bekommen hat." Recht hat sie!

Auf zwei Rädern durch den Åsnen Nationalpark

Nach dem Frühstück schlüpfe ich in die Wanderschuhe und greife zum Fahrradhelm. Karin Nilsson, Destination Manager von Destination Åsnen, erwartet uns bereits bei Ålshults Handelsbod, einem charmanten alten Laden, der früher als Bahnhof und heute als Café, Shop und Touristeninformation dient. "Hier bekommt ihr den besten Kaffee und könnt euch gleichzeitig über die Region informieren", erklärt Karin. Bei einem schnellen "Fika" (nicht kichern!) stärken wir uns für die Tour.

E-Bikes stehen bereit, und wir treten in die Pedale. Die Route Ålshult–Ulvö ist 16 km lang und führt uns durch moosige Marschen und Kiefernwälder. Nach 5 km legen wir eine Pause ein und erkunden zu Fuß das Gebiet rund um das Toftåsa Moor. Das Gebiet ist Teil des Nationalparks, und wir genießen die Ruhe, die nur vom Rufen der Kraniche und Birkhühner unterbrochen wird.

Zur Mittagszeit erreichen wir Kurrebo. Dieses Juwel, dessen Zentrum ein gelbes, in die Jahre gekommenes Holzhaus ist, thront oberhalb des Åsnen-Sees. Es war früher der Treffpunkt für die Lokalen aus der Region. Unter neuen Besitzern eröffnet, setzt der Ort auf vegetarische und vegane Gerichte. Das Essen kommt zum Großteil aus der eigenen Produktion. Große, alte Apfelbaum-Plantagen und Gewächshäuser geben dem Ort seinen Charme. Wir gönnen uns eine kleine Pause und nehmen den atemberaubenden Blick auf die Seeinseln in uns auf. "Das hier ist ein absolutes Must-see der Region", bemerkt Karin, während wir das Panorama von Lunnabacken genießen.

Wallby Herrenhaus und die Seele Smålands

Am Nachmittag geht es weiter zum Wallby Säteri, einem Herrenhaus aus dem 13. Jahrhundert. Wir sind gerade rechtzeitig da für das, worauf alle gewartet haben: das Krebsfischen! "In unserem See gibt es die besten Krebse", versichert Magnus Nyman, der Besitzer. Und er hat Recht. Allerdings muss man sich hier sein Abendessen selbst verdienen. In einem Krebs-Fang-Crashkurs werden die Reusen bestückt und direkt auf ein Ruderboot gesetzt. Ein paar Tipps, wo man die Reusen am besten auswerfen soll werden einem noch hinterhergerufen, während man selber ins Ruderboot geschmissen und hinaus aauf den See geschoben wird. Der Fang wird einige Stunden später herausgeholt und dem Koch übergeben. Gewohnt wird in kleinen, sehr schicken Cottages, die harmonisch auf dem Gelände des Schlosses verteilt liegen. Wer Ruhe sucht und die Atmosphäre eines alten Herrenhauses genießen möchte, der ist hier an der richtigen Stelle.

Doch nicht nur die Gastronomie ist typisch Småland. Auf den vielen kleinen Dörfern in der Region finden sich "Loppis", die niedlichen schwedischen Flohmärkte, die von Kitsch bis Kunst alles bieten. Sie sind der ideale Ort, um eine authentische schwedische Kaffeekanne oder vielleicht sogar ein antikes Möbelstück zu ergattern.

Die Gastfreundschaft der Region zeigt sich in den zahlreichen Unterkunftsmöglichkeiten. Ob im eigenen Camper oder in einer der vielen gastfreundlichen Herbergen: Hier wird jeder wie ein alter Freund empfangen, genau wie bei Magnus und seinem Herrenhaus. "Välkommen att bo hos oss på Wallby,".

Von Little Rock Lake bis Västervik

Am dritten Tag unserer Reise geht es in die Wälder in der Nähe von Klavreström zur Little Rock Lake Zipline, die die längste Ziptour Europas bietet. Vom höchsten Punkt der Anlage eröffnet sich ein Panoramablick, der fast unwirklich erscheint. Mit einem Adrenalinschub rast man dann zwischen den Baumwipfeln hindurch, begleitet vom Rauschen des Windes und dem fernen Ruf des Guides, der einem versucht zu sagen, ab wann man bremsen sollte, um nicht mit voll-karacho am nächsten Podest zu zerschellen. Doch das Abenteuer endet nicht mit der Landung auf dem letzten Plateau. Im Anschluss erwartet das Team der Zipline-Anlage ihre Gäste für einen "Education Talk". In diesem informativen Gespräch erfährt man mehr über die Flora und Fauna der Region, den Schutz der natürlichen Ressourcen und das schwedische Jedermannsrecht. Dieses traditionelle Recht erlaubt es jedem, die Schönheit der Natur zu genießen, solange man sie respektiert und schützt. Man spürt, dass es den Menschen hier am Herzen liegt, dieses Paradies für die kommenden Generationen zu erhalten.

Next Stop, die Hafenstadt Västervik. Die Sonne scheint, die Ostsee glitzert vor den Toren der Kleinstadt und die Hobby-Segler drehen ihre Runden vor dem berühmten Hotel und Restaurant „Slottsholmen“. Dies ist vor allem berühmt, da sein Besitzer der Weltstar Björn Ulvaeus ist, eines der vier ABBA-Mitglieder. Björn soll hier regelmäßig vorbei schauen und in vielleicht dem gleichen Stuhl zu Abend Essen, wie ich es mache. Aufgeregt bin ich deshalb nicht, sondern da ich schon an den kommenden Tag denke…

Auf Safari im Archipel

Dieser Tag beginnt nicht nur früh, sondern auch gleich mit einem Highlight: der Erkundung des Tjust-Archipels. Mit 5.000 Inseln und Schären hat die Region ein weiteres wahres Naturparadies zu bieten, das man am besten per Boot erlebt. Und so holt uns Marcus Höglund mit seinem Alu-Boot direkt am Hotel eigenen Steg ab. Während wir durch die Scheren fahren und die Ferngläser für potentielle Seeadler Sichtungen parat halten, fängt Marcus an zu plaudern. Der Mann im mittleren Alter hat fünf Kinder und mindestens genauso viele Business-Modelle. Neben der Seeadler-Tour, auf der wir uns gerade befinden, renoviert er im Winter die Boote der deutschen Touristen, die für ein paar Wochen im Sommer hier langschippern.

Ansonsten lebt er im Sommer auf einer kleinen Insel Namens „Idö“, ca. 30 Minuten von Västervik entfernt unweit der offenen Ostsee. Dort steht ein altes Lotsenhaus, das er neulich gekauft hat und zusammen mit seinen Kindern und seiner Frau langsam aus dem Winterschlaf holt. Denn dort drin befindet man sich wie in einer Zeitkapsel aus 1984. Als hätten die Lotsen gerade erst ihre Koffer gepackt und das Haus verlassen. Die Möbel, die Fotos an den Wänden und die alte Seekarte auf dem Tisch erzählen Geschichten aus einer anderen Zeit. Sogar persönliche Gegenstände der Lotsen sind überall zu finden.

Dieses historische Ambiente ist nicht nur Kulisse für das Familienleben, sondern auch Basis für Marcus' vielseitige Geschäftsmodelle. Neben der Seeadler-Safari und der Renovierung von Schiffen besitzt er auch ein Restaurant auf der Insel. „Das „Idö Skärgårdskrog bietet schwedische Küche an, mit viel Fisch. Und natürlich ist es das beste Restaurant in dieser Gegend.“ lachend zeigt er uns weiter seine Insel. „Elche sind großartige Schwimmer, sie kommen hier regelmäßig vorbei. Nach dem ich nicht mehr aus dem schwärmen für diesen großartigen Flecken Erde komme sagt er: „Zieht doch hier her. Kauft euer eigenes kleines rotes Schweden Haus für unter 50000€ und lebt euren Traum hier.“ Mhh, eine sehr verlockende Vorstellung. Die Saison ist hier allerdings kurz. Von Juli bis August, dann geht die Nebensaison schon wieder los und Anfang September fangen langsam aber sicher die Blätter an sich zu verfärben. Der Spätsommer begleitet die Einheimischen aber gerne noch eine Zeit lang mit über zwanzig Grad und strahlend blauem Himmel, wo gerade in der Sekunde die ersten Seeadler der Tour an uns vorbeifliegen.

Infos:

Adressen:

Getnö Gård Lake Resort

S-362 96 Ryd / Småland

Contact: Ingrid Olsson +46 70 569 40 12

www.getnogard.se/en

 

Kurrebo:

Sånnahult Kurrebo 4, 36295 Urshult

www.kurrebo.com

 

Wallby Säteri Country Resort AB
Vallby Säteri 1, Skirö
574 96 Vetlanda

www.wallby.se

 

Little Rock Lake Zipline

Bränderydsvägen Sawcreek Crownpark, 360 72 Klavreström

www.swedenzipline.com/en

 

Slottshomen in Västervik

Slottsholmsvägen 10
593 38 Västervik

slottsholmen.com

 

Seeadler Safari

Contact: Marcus Höglund: 0046 (0) 70-444 57 08.

 

Allgemeine Infos zu Smaland:

 visitsmaland.se

 

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